Zweite Nonnweiler Erklärung
Erstattung von Mistelpräparaten in der adjuvanten
Tumortherapie
Die Teilnehmer des 5. Internationalen Symposiums "Die Mistel in
der Tumortherapie - Grundlagenforschung und Klinik" (10. - 12.
November 2011, Nonnweiler) erklären auf Basis der
wissenschaftlichen Datenlage sowie in Kenntnis der während des
Symposiums aktuell diskutierten neuen Forschungsergebnisse, dass
eine parenterale Applikation von Mistelpräparaten nicht nur für die
palliative, sondern auch für die adjuvante Therapiesituation zu
Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erstattungsfähig
bleiben soll.
Klinische Studien belegen, dass Mistelpräparate die
Lebensqualität von Krebspatienten und die Verträglichkeit
konventioneller Tumortherapien verbessern (Lit. 1-4). Ferner gibt
es Hinweise, dass auch das Überleben der Tumorpatienten verlängert
wird (Lit. 2, 4). Da die Studien sowohl in adjuvanten als auch
palliativen Therapiesituationen durchgeführt wurden, ist eine
Beschränkung der Erstattungsfähigkeit durch die GKV auf die
palliative Therapie maligner Tumoren nicht sachgemäß.
Solche Beschränkungen der Erstattung von Mistelpräparaten durch
die GKV gelten jedoch nach der Begründung des jüngsten Urteils des
Bundessozialgerichts seit Ende September 2011. Dies führt dazu,
dass vielen Patienten in der adjuvanten Therapiesituation eine
wirksame, gut verträgliche, zweckmäßige und wirtschaftliche
Therapie mit Mistelpräparaten vorenthalten wird.
Daher fordern die versammelten Vertreter aus Medizin und
Pharmazie, zugleich in ethischer Verantwortung vor den ihnen
anvertrauten und um Rat suchenden Tumorpatienten, die Erstattung
von Mistelpräparaten durch die GKV sicherzustellen, wenn der Arzt
diese Arzneimittel in einer onkologischen Behandlung für notwendig
erachtet.
Literatur:
1. Kienle GS, Kiene H: Influence of Viscum album L
(European Mistletoe) extracts on quality of life in cancer
patients: a systematic review of controlled clinical studies.
Integr Cancer Ther 2010; 9(2):142-57.
Volltext (PDF)
2. Kienle GS, Glockmann A, Schink M, Kiene H: Viscum
album L. extracts in breast and gynaecological cancers: a
systematic review of clinical and preclinical research. Journal of
Experimental and Clinical Cancer Research 2009; 28:79,
DOI:10.1186/1756-9966-28-79. Abstract (PubMed)
HTML Volltext (PDF)
3. Horneber M et al.: Cochrane Library 2008 (auch
nachzulesen in Scheer et al.: Die Mistel in der
Tumortherapie 2 2009, S. 295 ff, KVC-Verlag Essen.
4. Kienle GK, Kiene H: Complementary cancer therapy: a
systematic review of prospective clinical trials on anthroposophic
mistletoe extracts. Eur J Med Res 2007, 12:103-19. Volltext (PDF)
Nonnweiler, den 12. November 2011
Im Namen der Fachgesellschaften, Veranstalter und Teilnehmer des
Mistelsymposiums gezeichnet von
Prof. Dr. Susanne Alban, Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft
(DPhG)
Prof. Dr. Hans Becker, Universität des Saarlandes
Prof. Dr. Wolfgang Blaschek, Gesellschaft für Arzneipflanzen-
und Naturstoff-Forschung (GA)
Dr. Thomas Breitkreuz, Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in
Deutschland (GAÄD)
Dr. Maria Frühwald, Karl und Veronica Carstens-Stiftung
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Fritz H. Kemper, Gesellschaft für
Phytotherapie e.V. (GPT)
Prof. Dr. Wolfgang Kreis, Universität Erlangen-Nürnberg
PD Dr. Harald Matthes, Hufeland-Gesellschaft
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Schilcher, Zentralverband der
Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin (ZAEN)
Dr. Rainer Stange, Zentralverband der Ärzte für
Naturheilverfahren und Regulationsmedizin (ZAEN) und Gesellschaft
für Phytotherapie e.V. (GPT)
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